Das Vorbild
Anfang der 1950er Jahre entwickelte die Prager Maschinenfabrik Českomoravská-Kolben-Daněk (ČKD) auf Initiative der Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) sechs Prototypen einer Diesellokomotive, die sowohl im mittleren und schweren Rangierdienst als auch im Güterzugdienst einsetzbar sein sollte.Es entstand eine vierachsige Drehgestelllokomotive mit elektrischer Leistungsübertragung und der Achsfolge Bo′Bo′. Die installierte Leistung betrug 530 kW (720 PS) bei 700 U / min. Die ČSD reihte diese Lokomotiven als T 434 ein. Nach einer ersten Ãœberarbeitung bei der unter anderem die Achslast auf 16 t erhöht wurde, erhielten sie die Baureihenbezeichnung T 436.
Die äußere Gestaltung ist eher ungewöhnlich. Ein langer schmaler und hoher Vorbau mit seitlichen Umläufen nimmt die Maschinenanlage auf. An einem Fahrzeugende ist ein über die volle Breite reichender Endführerstand angeordnet. Vom Standort des Triebfahrzeugführers ist daher die Sicht bei Vorwärtsfahrt - wie bei vielen amerikanischen Diesellokomotiven - nur seitlich am Vorbau entlang möglich. Zunächst wurden die Lokomotiven, die vor 1962 an DDR-Industriebetriebe geliefert wurden, mit Schwanenhalsdrehgestellen ausgerüstet. Später erhielten die Lokomotiven - und so auch die V 75 / BR 107 - Drehgestelle mit Radsatzlenkern.
Nach den Erprobungsergebnissen entstand 1956 / 57 eine weiterentwickelte Ausführung, die ebenfalls für den Rangier- und Güterzugdienst vorgesehen war und daher auch ohne Zugheizeinrichtung gebaut wurde. Sie hatte eine Leistung von 552 kW (750 PS) und wurde von den ČSD in großen Stückzahlen beschafft und als Baureihe T 435 eingereiht. Diese Lokomotiven haben sich im Betriebseinsatz sehr gut bewährt. Die später als ČD-Baureihe 720 eingereihten Lokomotiven schafften es auf insgesamt 287 Exemplare und wurden vom Hersteller auch für den Export mit Spurweiten von 1435, 1524 und 1676 mm angeboten.
Als 1962 bei der Deutschen Reichsbahn der dringende Bedarf für eine Rangierlokomotive als Ersatz für die Dampflokomotiven der Baureihe 80 entstand. Die DR-V 60 befand sich jedoch noch im Erprobungsstadium. So fiel die Entscheidung zugunsten des Imports von 20 vierachsigen, dieselelektrischen Rangierlokomotiven aus der ČSSR. Diese Lokomotiven waren damit die ersten und lange Zeit auch die einzigen dieselelektrischen Lokomotiven der DR. Entsprechend den damaligen Bezeichnungsgrundsätzen erhielten sie die Baureihenbezeichnung V 75 (750 PS) und wurden als V 75 001 bis V 75 020 eingeordnet. 1970 erfolgte die EDV-gerechte Umzeichnung auf die Betriebsnummern 107 001 bis 107 020.
Die Lokomotiven waren nach ihrer Auslieferung im Rangierdienst auf verschiedenen Leipziger Bahnhöfen eingesetzt und bei den Bahnbetriebswerken Leipzig beheimatet. Als für die Instandhaltung zuständiges Ausbesserungswerk wurde das Raw Cottbus bestimmt und blieb es auch bis zur Ausmusterung der Lokomotiven.
Der Einsatz als Arbeitszuglok vor Schotterzügen und in Ausnahmefällen auch für Personenzugleistungen als Ersatz für Lokomotiven der Baureihe 110 oder Triebwagen der Baureihe 171 / 172 waren ebenfalls Einsatzgebiete der Lokomotiven. Bei der DR bewährte sich die als zuverlässig geltende Lokomotivbaureihe. Dennoch wurden bereits 1975 die ersten Verkäufe und Abstellungen getätigt. Die in großen Stückzahlen beschafften BR 106 lösten die BR 107 im Rangierdienst ab. Auch hier wurde eine Lokomotivbaureihe Opfer der Bereinigung von Splittergattungen.
1984 zählten nur noch nur noch drei Lokomotiven zum Einsatzbestand der DR: 107 004, 107 013 und 107. Diese wurden aber noch im selben Jahr abgestellt und ausgemustert bzw. verkauft.
Die V 75 / BR 107 der Deutschen Reichsbahn wurde auch durch einige Industriebetriebe der DDR, wie Zementwerk Karsdorf, Stahlwerk Hennigsdorf, Chemisches Werk Böhlen, usw. beschafft. Nachdem einige Werkbahnen die Lokomotiven abgaben, lösten die Loks die Dampfloks der BR 65.10 in den Leuna-Werken ab. Auch Braunkohlenbetriebe in der DDR kauften einige ex DR-V 75.
In den 1990er Jahren übernahm die Karsdorfer Eisenbahngesellschaft (KEG) die beiden Lokomotiven und erwarb ferner vier weitgehend baugleiche Fahrzeuge aus Tschechien. Bis zur Insolvenz der KEG im Frühjahr 2004 wurden die sechs Lokomotiven im Bauzugdienst eingesetzt. In diesem Einsatzgebiet sind sie auch weiterhin zu finden – mittlerweile allerdings im Besitz der Arco Transportation GmbH, die 2004 / 2005 zahlreiche frühere KEG-Fahrzeuge erwarb.
Quellenangabe: Frei nach: http://www.tt-kroli.de/V75.html, http://de.wikipedia.org/wiki/DR-Baureihe_V_75
Das Modell
Das Modell der V 75 wurde vom tschechischen Kleinstserienhersteller Jiři Heraček konstruiert. Das Gehäuse besteht aus geätzten und zusammengelöteten Messingblechen und wird mit dem Fahrgestell verschraubt. Die Detaillierung ist ausreichend. Der Führerstand ist nicht nachgebildet.Baureihe 107, Ansicht der Führerstandseite
Baureihe 107, Ansicht von oben, mit angesetzten Leitungen
Baureihe 107, Ansicht von vorn
Der recht einfache, dreipolige, nicht schräggenutete Motor besitzt keine Schwungmasse. Die Getriebezahnräder bestehen aus Messing. Die Grundkörper der Drehgestelle bestehen aus Kunststoff, an denen die geätzten Drehgestellblenden angesetzt sind. Die Geländer sind aus Metall und fein ausgebildet. Das Modell hat kein Licht. Die Beschriftung erfolgt mittels gedruckten Papierschildchen. Die Lackierung ist nicht zu dick. Es sind verschiedene Farbvarianten erhältlich. Von ČSD, ÄŒD, DR bis zu Privatbahnlackierungen werden alle Wünsche berücksichtigt. Auch die Loknummern können individuell erstellt werden. Die beiden Varianten der Drehgestelle werden ebenfalls nach Wunsch montiert.Baureihe 107, Ansicht von unten
Die analogen Fahreigenschaften entsprechen den technischen Gegebenheiten. Das Fahrverhalten und die Geräuschentwicklung erinnern an ältere Arnold-Modelle der 70er-Jahre. Der Motor hat bauartbedingt ein hohes Losbrechmoment. Die Getriebeübersetzung entspricht dem, was man von einer Rangierlokomotive erwarten darf.Baureihe 107, Detailansicht der Drehgestelle und Stromübertragung auf das Gehäuse mittels Schleifer
Ich habe mein Modell mit einem DCX 74 von CT Elektronik ausgerüstet. Die digitalen Fahreigenschaften, bedingt durch die Pulsweitenmodulation und die Einstellbarkeit der Ansteuerfrequenzen des Decoders, sind bedeutend besser, als es die analogen Fahreigenschaften vermuten ließen. Die Lok lässt sich sehr feinfühlig fahren. Auch extrem langsame Rangiermanöver sind nun kein Problem.Das Modell habe ich weiterhin mittels LEDs mit rot / weißer Beleuchtung ausgestattet. Die LEDs wurden auf ein Stück Lochrasterplatine aufgebaut, um diese bei Zerlegen der Lok demontieren zu können.
Lichtplatine auf Führerstandseite
Die Lokschilder wurden durch geätzte Schilder von Fa. Kuswa ersetzt.Eine leichte Alterung steht noch aus.
Alles in Allem ist das Modell gelungen. Der Anschaffungspreis ist einerseits im Hinblick auf Vergleiche mit Großserienherstellern etwas hoch. Andererseits für ein Modell mit handwerklich sauberer Arbeit angemessen.
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