Die Landschaft
Ich habe im Abschnitt "Modulkasten" beschrieben, warum ich mich gegen die Bauvariante mit dem Trassenbrett und für die Bauvariante als "Geigenkasten" entschieden hatte.Ich hatte also als Ausgangssituation eine ebene Fläche von 180 cm x 40 cm. Den Gleisplan habe ich so gelegt, dass alle zur Wiedererkennung wichtigen Strukturen gebaut werden konnten. Natürlich mussten alle Weichen und das Empfangsgebäude (EG) auf das Modul. Aber auch der nahe am EG gelegene Bahnübergang und die angrenzende Strauchgruppe gehört zum Bahnhofsbereich. Auf der entgegen gesetzten Seite musste ich auch ein wenig Platz lassen, damit ich noch genügend Raum für die Unterbringung der Weichenmechanik hatte. Außerdem sollte die erste Weichenschwelle bzw. die Weichenzungen nicht direkt am Rand des Moduls beginnen.
Der Bahndamm besteht im Wesentlichen aus den Unterbau und Oberbau. Der Querschnitt ist bei beiden Teilen trapezförmig aber unterschiedlich breit. Der Unterbau ist 50 mm breit und der Oberbau ist 35 mm breit. Beide sind in Spur N ca. 3 mm hoch. Für beide Teile nutze ich so genannte HDF-Platten, die ich mir zum Teil aus der Restekiste im Baumarkt hole. HDF-Platten werden in der Möbelindustrie für Schrankrückwände verwendet. Diese sind, wenn man es genau ausmisst 3,4 mm dick, aber im Modell macht sich der 0,8 mm größere Höhenunterschied nicht bemerkbar, zumal dort geschottert wird und relativ hohe Bahndamm-Bepflanzungen stehen. Mit dem im Fachhandel erhältlichen Korkplatten habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Diese lassen sich nicht spanend bearbeiten und eine ausreichend präzise Klebefläche zu Verlegung des Gleismaterials erschien mir ebenfalls nicht möglich.
Für die Bereiche, in denen die Struktur des zweiteiligen Bahndammes nicht sichtbar ist (Ladestraße, Rampe, Empfangsgebäude) habe ich 6 mm Sperrholz verwendet. Alle Teile wurden erst entsprechend angezeichnet, mit der Stichsäge ausgeschnitten und mit einer groben Raspelfeile angeschrägt. Dann wurde alles aufgeklebt und die Trasse auf der das Gleis liegen sollte mit einer kleinen Schleifmaschine bearbeitet, so dass es keine Unebenheiten gab.
Danach wurden die Gleise mit Holzkaltleim aufgeklebt. Ich habe mit Ponal "Express" sehr gute Erfahrungen gemacht. Klebt man Holz auf Holz oder die Pertinax-Schwellenroste auf Holz, braucht man die Teile in der Regel nur eine Minute zusammenzudrücken bis sie nicht mehr verrutschen können. Fest wird die Klebung nach 5 - 10 Minuten. So kann man zügig weiter arbeiten.
Danach erfolgt eine farbliche Behandlung der Oberfläche. Als Farbe verwende ich Plaka-Farbe, die ich günstig beim Billig-Discounter oder etwas teurer im Baumarkt bekomme und nach meinen Bedürfnissen zu einem "Braungrün" anmische. Die Farben lassen sich sehr gut mischen, mit Wasser verdünnen und trocknen, je nach Dicke des Auftrages sehr schnell. Je nach verwendetem Gleis, kann man die Gleisschwellen ebenfalls farblich behandeln.
Struktur des Untergrundes und Farbauftrag
Zum Schottern habe ich Natursteinschotter von einem Modellbahnfreund bekommen. Dieser ist aus einem Steinbruch und auf die entsprechende Korngröße gesiebt worden. Leider ist der Modellbahnfreund vor Kurzem nach langer Krankheit gestorben und hat sein "Geheimnis" mitgenommen. Inzwischen (2010) gibt es auch andere Bezugsquellen für guten vorbildgerechten Schotter. Die Firma Asoa sei hier nur exemplarisch genannt. Man sollte aber unbedingt darauf achten, dass die Korngröße für die Spur N stimmig ist. Viele gängige Modellbahnfirmen, die man solitär in eher schlecht sortierten Modellbahn"fach"geschäften findet, haben trotz "für Spur N geeignet" zu groben Schotter. Der ist eher für TT geeignet. Die Farbe des Schotters sollte ebenfalls einigermaßen nach Wünschen des Modellbauers sein. Nachträgliches Einfärben, führt meistens zu weniger guten Ergebnissen.
Befeuchten mit einer fein eingestellten Blumenspritze
Das Schottern erfolgt bei mir aus einem kleinen Becher mit einer geraden Schüttkante heraus. Solche Becher findet man oft als Dosierbecher in Waschpulverkartons. Mit leichtem Klopfen fällt der Schotter über die gerade Kante längs zum Gleis in das Gleisbett. Mit dem Finger werden die Schotterbestandteile in die Schwellenzwischenräume gerieben. Es muss darauf geachtet werden, dass keine Schottersteine an der Innenkante der Schiene liegen bleiben, damit die Spurkränze nicht nachher auflaufen.
Der Schotter-Bereich wird großzügig abgeklebt, denn jetzt wird es nass! Mit einer Blumenspritze wird Wasser mit ein bis zwei Tropfen Spülmittel sehr fein zerstäubt auf den Schotter gespritzt, bis er gut durchnässt ist. Danach wird mit einer Plastikflasche, die eine Spitze hat (ich verwende eine leere kleine "Ponal"-Flasche), der angemischte Kleber aufgeträufelt. Die Mischung in der Flasche besteht aus einer Mischung von ungefähr 1:1 Teile Wasser und Weißleim, wieder mit ein bis zwei Tropfen Spülmittel versetzt. Das richtige Mischungsverhältnis kann durchaus variieren. Wenn in der Mischung zu viel Leim ist ist, wird sich der Kleber nicht richtig zwischen die Schottersteine einziehen, d.h. der Kapillareffekt funktioniert nicht. Wenn zu viel Wasser in der Mischung ist, härtet der Schotter nicht aus. Wenn man hier noch unerfahren ist, empfehle ich die Mischung an einem kleinen Schotterhaufen auf einem Bastelbrett auszuprobieren.
Am durchgängig weißen Film nach dem "Kleben" ist zu erkennen, dass die Klebermischung gut in den Schotter eingezogen ist.
Der weiße Film trocknet transparent aus.
Hier sieht man das fertige Schotterbett. Die Schienenprofile werden mit einem feinen Pinsel mit matter rostbrauner Farbe lackiert.
Im Südwesten grenzt eine Kleine Ackerfläche an den Bahndamm. Diese hat mich einige Nerven gekostet. Der Plan war, mit einem Kamm durch eine etwa 5mm dicke Gipsfläche zu kämmen und damit die Ackerfurchenstruktur zu erreichen.
Gips kann ich wirklich nicht empfehlen! Entweder war der Gips zu dick angemischt, dann war er zu schnell fest geworden. Oder der Wasseranteil war zu hoch, dann sind die Ackerfurchen wieder zusammengelaufen. Nach langem Herumprobieren wich ich auf Spachtelmasse aus, die zum Abbinden etwas länger braucht. Mit ein paar Tropfen Ponal kann man die Abbindezeit noch etwas strecken. Als nach dem gefühlten 20en-Mal des Anmischens, Auftragens und Durchkämmen, die Struktur einigermaßen zufriedenstellend war, lies ich sie trocknen.
Im westlichen Bereich des Bahnhofs befinden sich ein Acker und nördlich davon eine leicht ansteigende Wiese
Im nordwestlichen Bereich, dem Bahndamm gegenüberliegend, steigt das Gelände sanft an. Mit einer Struktur aus Styrodur habe ich das Gelände grob vormodelliert und fein mit Spachtelmasse geformt. Den Styrodurbereich an der Modulkante habe ich mit einem Streifen aus Sperrholz geschützt. Der Bahnübergang im Osten wurde mit HDF-Platten- bzw. Spanplattenresten geformt.
ein Überblick über die Struktur der Landschaft
Der Bereich des Empfangsgebäudes mit Bahnsteig und der gegenüberliegende Bereich mit der Rampe liegen etwas oberhalb der Schienenoberkante. Hier habe ich wieder mit der bewährten Methode der HDF-Platten gearbeitet.
Nach dem farblichen Behandeln musste ich unbedingt ein paar Fahrzeuge auf das Modul stellen.
aus der gleichen Perspektive mit "Grundierung" und Fahrzeugen
Das Aufbringen des Streumaterials erfolgte nach dem gleichen Prinzip, wie dem des Schotterns. Beim Auftragen muss darauf geachtet werden, dass gleichförmige Flächen und Farbtöne vermieden werden. Die Farbtöne sollten immer pastellartig sein. Damit wird das "plietschige" modellbahnhaftige Aussehen vieler Modellbahnanlagen vermeiden.
eine kleine Auswahl an Streumaterialien
Im Bild oben zu sehen, v.l.n.r:
- hinten: Polak Purex 4053; unbekannt (burnt grass); Woodland FP178; Woodland Flocken dunkleres Grün; Polak Purex 4124,
- vorn: Woodland T44 95130; Woodland T45 95140; Polak Purex 4169; Polak Florex 8298; Woodland Flocken helleres Grün; Woodland T49 95005 als Basis, auf der alles andere aufgebaut wird.
Nahbereich der Wiese/Streu
Nachdem nun das Modul begrünt worden war, ging es weiter mit der Ausstattung. Die Kopf- und Seitenrampe wurde aus Sperrholz errichtet und mit Ziegelplatten von Modulor verkleidet. Die Höhe der Rampe von zunächst 6mm erschien mir etwas zu wenig. Ich habe sie dann noch mit Spachtelmasse um ca. 1 mm erhöht. Auch beim Vorbild war nicht unüblich, dass die Rampen etwas "aufgestockt" bzw. für schwerere Fahrzeuge ausgelegt wurden.
Die reichsbahntypischen Pilzleuchten durften auf keinen Fall fehlen. Leider habe ich kein Vorbildfoto gefunden in der die Anordnung der Lampen zu sehen ist. So habe ich mich für vier Lampen in einer Reihe entschieden. Eine Bahnsteigbeleuchtung war sicherlich auch mal vorhanden.
Rampe und Bahnhofsbeleuchtung
Viel Wert lege ich bei meinen Modulen auf die technischen Dinge rund um den Bahnbetrieb. So waren von Anfang an Weichenlaternen, Grenzzeichen und Kabelkanäle, Weichenspannwerke und Ähnliches geplant. Die Grenzzeichen gibt es von Erbert. Zwar sind sie 1-2 Zehntel-Millimeter zu groß aber dennoch stimmig und in guter Qualität.
Etwas schwieriger war es, Weichenlaternen zu bekommen. Hier mal ein Bild einem meiner Versuche.
Weichelaterne aus Papier mit Lichtleitkabel
Die Weichenlaterne besteht im Wesentlichen aus einem Stück Papier, das auf einem handelsüblichen Tintenstrahldrucker ausgedruckt wurde. Mit einem Klebstofftropfen wurde das zum Kasten gefaltete Papier zusammengeklebt. Etwas schwierig gestaltete sich die Funktion des Beleuchtens.
Lichtleitkabel haben die Eigenschaft nur aus der Schnittfläche zu leuchten. Also das Licht in Längsrichtung zu übertragen. Das Licht für die Weichenlaterne muss nun umgelenkt werden, damit es die Seitenflächen der Laterne anstrahlt. Nach einigem Experimentieren fand ich die Lösung im zähflüssigen transparenten Komponentenkleber. Das gefaltete Papier wird innen mit dem Kleber gefüllt. Dann wird das Lichtleitkabel bis zur Oberkante der Laterne durchgesteckt und wieder bis zur Unterkante der Laterne vorsichtig herausgezogen. Dabei bildet sich im Inneren der Laterne so etwas wie ein Trichter aus Klebstoff, der durch seine transparente Eigenschaft das Licht zu den Laternenseitenflächen weiterleitet.
Wie gut das im Dunkeln funktioniert, sieht man hier:
Weichelaterne aus Papier mit Lichtleitkabel - beleuchtet
Damals (2004) gab es auch im Handel beleuchtete Weichenlaternen von der Firma Marks (MZZ). Diese Firma existiert seit 2006 nicht mehr. Mit 12-14 Euro für eine Laterne waren sie nicht gerade billig, aber sie waren aus Neusilber geätzt und mit einer gelben LED ausgestattet. Die Drehbarkeit war zwar irgendwie vorgesehen, aber ich habe nie begriffen, wie das mit den mitgelieferten Teilen aufgebaut werden sollte. Also hab ich mir eine eigene Lösung ausgedacht.
Im Prinzip ist es ganz einfach: Zwei Röhrchen werden in einander gesteckt. Oben wird ein Ring auf das innere Röhrchen gelötet, damit das innere Röhrchen nicht nach unten aus dem Modul fällt. Unten wird ein Stellhebel an das innere Röhrchen angelötet. Die zwei Kabel für die LED werden durch das innere Röhrchen durchgesteckt und elektrisch mit einer geeigneten Energieversorgung verbunden. Das Ganze wird dann von unten durch ein Loch im Modul bzw. Trassenbrett gesteckt und am äußeren Röhrchen verklebt.
So sieht das fertig aus:
Weichenlaternenmechanik von unten
Leider habe ich auch keine Informationen, ob es fernbediente oder handgestellte Weichen in Kleinbrüchter gab. Ich entschied mich als technisch interessierter Mensch für die Umsetzung eines mechanischen Stellwerks. Die Weichenkästen waren bei den MKK-Weichenlaternen schon mitgeliefert worden. Die Kabelkanäle habe ich aus Kunststoff-Resten und Messingrohren gebaut. Bitte beachten: Immer wo ein Knick im Kabelkanal ist, muss auch ein Kasten für den Umlenker hin.
geschlossene Kabelkanäle mit Umlenkkästen
geschlossene Kabelkanäle
Die Bauteile für die offenen Kabelführungen kann man bei Weinert beziehen.
Führungen für die Seile zur Betätigung der Weichen
Bitte auch die Weichenspannwerke nicht vergessen. Die Spannwerke für die Weichen 1 und 2 befinden sich unterhalb der Hebelbank im Dienstraum des Empfangsgebäudes.
Für jede Weiche und Gleissperre steht ein Weichenspannwerk.
Ein Lademaß (ebenfalls von Weinert) muss auch sein. Und die Rangierarbeiter brauchen auch Hemmschuhe mit Hemmschuhhalter.
Lademaß und Hemmschuhhalter
Ohne gut gestaltete Bäume sieht das beste Modul leblos aus. Als ich mit der Modellbahn wieder anfing, hatte ich auch eine Packung mit je zwei Laubbäumen hell und dunkel und zwei Nadelbäumen von der Firma Noch gekauft. Schnell wurde klar, dass die Dinger großer Mist waren. Jetzt hatte ich sie nun mal. Zum Wegwerfen war mir das Geld zu schade. Also entschied ich mich die Dinger auf das Modul zu stellen. Schon jetzt sah man den krassen Unterschied der Verarbeitung dieser Bäume zu meinen fertigen Wiesen.
Bei Modulor wurde ich dann schließlich fündig. Die geätzten Stämme und Äste in Verbindung mit dem Laubmaterial machen einen sehr natürlichen Eindruck. Aber mit ca. einem Euro pro Zentimeter sind die Bäume alles andere als billig.
Bäume von Noch (vorn rechts) und Modulor (links)
Letztendlich wurden die Noch-Krücken wieder gefällt und durch Bäume von einem tschechischen Modellbahnfreund, der diese Bäume inzwischen auch professionell vertreibt, ersetzt - ...meiner Meinung nach ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis.
Bäume eines tschechischen Modellbahnfreundes
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