Groß Schönebeck
von der Idee bis zum befahrbaren Modul
Zu originalen Gleisplänen hatte man zunächst keinen Zugang. So fand sich aber ein Gleisplan im Internet, der als Grundlage für die weitere Planung diente.Gleisplan Groß Schönebeck, 1982
Viele Fotos wurden gesichtet und mit Hilfe von Satellitenfotos aus GoogleMaps© wurden Pläne erstellt. So konnten erst einmal die Segmentaufteilung und die Abmessungen der zu erstellenden Modulkästen nach FREMO-Norm festgelegt werden. Die 3 Protagonisten entschieden sich für fünf Segmentkästen (drei Stück à 500x1000mm und zwei Stück à 300x1000mm). Es stellte sich heraus, dass der Bahnhof Groß Schönebeck mit 3 m Länge nach FremoN-Maßstäben schon ein mittelgroßes Bahnhofsmodul werden würde.
Gleisplan mit Satellitenbild und Segmenten
Die Segmentkästen entstanden aus 7-fach verleimten Buchenmultiplex mit 12mm Stärke. Das gewährleistet eine gewisse Stabilität gegen Verzug. Die vorab im rechteckigen Zuschnitt bestellten großen Grundplatten wurden nicht rechtwinklig geliefert. So bedurfte es beim Zuschnitt in der Werkstatt eines befreundeten FREMO-Mitglieds einiger Berechnungen und Kompromisse, um aus zwei großen Platten möglichst ohne Verluste alle Bauteile zu erstellen. Nach zwei Tagen war es aber geschafft und die Kästen inklusive ihrer Mittelstreben waren fertig. Beim provisorischen Zusammenlegen der Modulkästen zeigte man sich dann doch überrascht über die Dimension der zu bebauenden Fläche des Modells.
Probeaufbau der erstellten Segmentkästen
Im Laufe dieses gemeinsamen Projektes kamen (natürlich) eine Menge Fragen auf, die noch beantwortet werden mussten. Eine davon: Wie sieht es eigentlich im Original dort heute aus? Außerdem war schnell klar, dass es auch der Aufnahme von Maßen des Originals bedarf, um alles vorbildgetreu nachbauen zu können. So wurde das Auto mit Messlatte, Maßband, Fotokamera und Schreibutensilien gepackt und es ging zu einer Ortsbesichtigung in die Schorfheide nach Groß Schönebeck.
Die drei Protagonisten bei der Ortsbegehung, Februar 2017
Vor Ort stellte sich heraus, dass sich die Natur einen Großteil der Bahnanlagen zurückerobert hat. Einige Gleise fehlen und auch die Gebäude haben sich gegenüber der zum Nachbau auserwählten Epoche IV stark verändert oder sind nicht mehr vorhanden.
Bahnhof Groß Schönebeck, Februar 2017
So wurde das, was noch vorhanden ist oder zu erahnen war, vermessen und in einen Plan übertragen. Es wurden an dem Tag in vier Stunden etwa 100 verschiedene Daten wie Mauerlängen, Gleisabstände, Höhen von Rampen und Bahnsteig sowie Entfernungen ausgemessen. (um einmal den betriebenen Aufwand zu verdeutlichen)
Beim nächsten gemeinsamen Basteltreffen in der mittlerweile auserkorenen Kommandozentrale (Werkstatt) eines Protagonisten, wurde zuerst mit dem Einbau der Aufnahmen für die Modulbeine begonnen, denn auf einer Höhe von 1300mm lässt sich auch der Gleisplan besser auf die Modulkästen aufzeichnen. Insgesamt wurden 20 Modulbeine inkl. Aufnahmen verbaut. Außerdem wurden Zentrierverbinder eingeklebt, um die Einstellung der exakten Lage zwischen den Segmenten beim Zusammenbau zu erleichtern.
Modulkasten mit Modulbeinen, Zentrierverbindern und Schrauben
Nun ging es an das Aufzeichnen des Gleisplans mit Hilfe der vor Ort vom Original abgenommen Maße. Aber als der Plan auf die Kästen übertragen war, stellte sich zunächst Ernüchterung ein. „Wie? Das ist es jetzt? Sieht ja irgendwie komisch aus!“, tönte es aus allen drei Protagonisten. Der Gleisplan wirkte irgendwie unproportional, nicht harmonisch und wollte auch nicht recht zu den historischen Vorbildfotos passen. Hinzu kam, dass die aufgenommenen Gleisabstände nicht zum Gleisplan passten, während die Längenangaben mit dem Original übereinstimmten.
Es wurde viel diskutiert, Weichenverbindungen hin- und hergeschoben und etliche Varianten geprüft. Man war schon zu größeren Kompromissen bereit, die ein Abweichen vom Vorbild bedeuteten. Schließlich machte sich Unsicherheit breit, ob man den Gleisabstand zwischen zwei benachbarten Gleisen oder drei Gleisen gemessen hat.
Gleisbild noch in falschen Proportionen
Was war passiert? Fast eine ganze Nacht lang machte sich einer der Protagonisten auf die Suche, was falsch gelaufen sein könnte. Und siehe da, der Fehler wurde zur Freude aller Beteiligten gefunden. Der Gleisplan aus dem Internet, der als Grundlage aller Berechnungen diente, besitzt zwar Längenangaben, ist allerdings in der Breite auf das Doppelte gestreckt. So zeigte sich nach erneutem Aufzeichnen des Gleisplans schnell ein harmonischer und dem Vorbild entsprechender Gleisverlauf. Es zeigte sich nun auch, dass die beiden Segmente (300x1000mm) nun nicht mehr benötigt werden, da alles ohne Kompromisse exakt auf eine Modulbreite von 500mm passt.
Fertig aufgezeichneter Gleisplan
Nun ging es so langsam an den Gleisbau. Die Wahl fiel sofort auf Selbstlötgleis mit Gleis-und Weichenrosten von Petau mit Code40 Schienenprofilen. Es galt sechs einfache Weichen eine Doppelweiche zu bauen und meterweise Gleismaterial zu löten. Eine Fleißarbeit eines Protagonisten. Denn es bedarf schon Zeit und Geduld mit Spucke um solch ein Gleissystem betriebssicher zu erstellen.
Gleisbau mit Selbstlötgleis Code 40
Parallel zum Gleisbau erfolgt die Erstellung der Gebäude im Modell. Sämtliche Gebäudemodelle werden aus Architekturkarton im Lasercutverfahren erstellt. Dafür wurden Zeichnungen der Gebäude mit Hilfe von CAD-Programmen erstellt. Mit dem Lasern der Bauteile wurde die Firma MaGo Finescale beauftragt. Der Zusammenbau erfolgt mit Cutter, Holzleim und Pinzette.
CAD-Zeichnung des Abortgebäudes
Gebäudemodelle im Rohbau, v.l., Güterschuppen, Wasserturm (im Hintergrund), Empfangsgebäude, Abortgebäude
Empfangsgebäude im Rohbau, Details von der Gleisseite
So galt anschließend auch, die elektrischen Gleisverbindungen zu erstellen um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.
Jeder Gleisabschnitt hat eine redundante Stromeinspeisung.
Nach kurzer Pause ging es vor einigen Tagen weiter. In dieser Bastelsession war geplant, die Elektrik zu vervollständigen um die ersten Probefahrten durchzuführen.
Die Gleisanschlüsse wurden angelötet. Als Strom- und Signalverbindung der Segmente untereinander wurden Steckverbindungen aus dem Automotive-Bereich eingesetzt. Im nächsten Schritt wurden die Weichendecoder (mb-Tronik), Servoantriebe, Besetztmelder (Uhlenbrock) eingebaut. Damit lässt sich der Bahnhof bei Befarf per PC fernsteuern.
Wir können sagen, es wurden einige Meter Kabel und Schrumpfschlauch verbaut. Man verschätzt sich bei so etwas immer schnell. Später werden Bedienpulte für die manuelle Bedienung des Bahnhofs und ein Booster von TAMS eingebaut.
Ansicht der Unterseite mit erweiterter Elektrik
Nachdem soweit alles verkabelt war, war der spannende Moment gekommen. Die erste Probefahrt stand an. Werden alle Weichen und Gleise wie geplant funktionieren? Natürlich wurde vorbildgerecht eine BR 106 der DR ausgewählt, um die Probefahrt durchzuführen. Also Spannung angeschlossen und PC gestartet, und siehe da:es funktioniert!!! Erleichterung machte sich breit. Bis auf ein paar Feineinstellungen an den Servos lief alles wie die drei Protagonisten es sich ausgedacht hatten.
Die BR 106 unternimmt die erste Probefahrt im Bahnhof.
Probefahrt über den Weichenbereich mit Doppelweiche
Parallel zur weiteren Ergänzung der Elektrik wurden auch die vorbildgerecht umgesetzten Gebäude des Bahnhofs weiter gebaut. Die Gebäude wurden farblich vorbehandelt und warten darauf, Inneneinrichtung, Licht, Fenster, Dach und das Weathering zu erhalten.
So konnte dann auch für einen ersten Eindruck eine Stellprobe vorgenommen werden.
Stellprobe der grundierten Gebäude
Es war schon eine kleine Fleißarbeit das Fachwerk einiger Gebäude auszulegen. Also vorher einen Schnaps und dann mit ruhiger Hand ans Werk :-).
Abortgebäude mit Fachwerk
Es wartet noch Einiges an spannender Arbeit auf die Protagonisten. So das dieser Bericht natürlich in loser Reihenfolge weitergeführt wird. Es darf gespannt auf die nächsten Berichte gewartet werden.
Hier die nächsten Schritte:
- Vorarbeiten für die Landschaftsgestaltung,
- Bedienelemente für Weichen und Gleissprerre erstellen und einbauen - Programmierung der Gleisbesetztmelder,
- Erstellung des Stellwerks für die Bedienung per PC,
- Inneneinrichtung der Gebäude,
- Dächer der Gebäude und Finish,
- Gleise schottern,
- Gleissperre und Wasserkran einbauen.....
Wird fortgesetzt…….
Natürlich sollte das Projekt auch ein Paar kleine technische Raffinessen erhalten. Unter anderem soll ein beweglicher Wasserkran eingebaut werden, welcher über das Handrad eines Wasserhahns bedient werden kann. Außerdem ist eine bewegliche Gleissperre geplant, welche über ein Schließsystem freigeschaltet werden muss, bevor ins Streckengleis rangiert werden kann.
Weiter zum Teil 2...
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